Doppelt gemoppelt hält besser ("Soester Anzeiger", 07.10.1977 [1])

Fachwerkhäuser

Fachwerkhäuser 1977, umrahmt von Bäumen, dieses Bild ist in Meiningsen noch heute anzutreffen.

Ob 1177 oder 1276: Am Wochenende feiern die Meiningser ihren 800.

Dreischiffige Basilika St. Matthias entstand 1100 als Eigenkirche des Grundherrn

Soest-Meiningsen • (hs) Das kommende Wochenende steht für Meiningsen im Zeichen der 800-Jahr-Feier. Heimat-geschichtlich interessierte Einwohner haben sich die Mühe gemacht, in den Quellen des Soester Stadtarchives zu stöbern, und sind dabei auf 1177 als Geburtsjahr gestoßen. Der Gedanke, dieses Jubiläum würdevoll und ausgiebig zu feiern, ist naheliegend. Dennoch: mindestens eine Quelle im Soester Stadtarchiv "kratzt" ein wenig an dem achthundertjährigen Image und weist mit einer Urkunde aus dem Jahre 1276 die um 99 Jahre spätere Entstehung Meiningsens nach.

Wegen eines Schreibfehlers, so die anders lautende Quelle, sei das Dorf Merinchusen, welches tatsächlich urkundlich 1177 zum erstenmal erwähnt wird, aufgrund seiner geografischen Lage mit Meninchusen, dem heutigen Meiningsen, gleichgesetzt worden. Die erste Urkunde für Meiningsen stammt demnach aus dem Jahr 1276. Die zur Zeit laufende Ausstellung im Morgner-Haus hat sich ebenfalls der Version dieser einzigen abweichenden Quelle angeschlossen und in der Übersicht der Bördedörfer Meiningsen das spätere Datum zugedacht.

Ansonsten, was den Bau der Kirche St. Matthias angeht, herrscht Einigkeit in den Geschichtsbüchern. Die ältesten Teile der Kirche stammen aus der Zeit um 1100. Als Beweis dafür gilt der im früheren Altar gefundene Siegelring des Erzbischofs Philipp von Heinsberg, der mit großer Wahrscheinlichkeit die Altarweihe vorgenommen hat. Das Gotteshaus wurde seinerzeit als "Eigenkirche' des Grundherrn auf seinen Besitz gebaut. Die St. Matthias-Kirche ist damit die älteste dreischiffige Basilika im Kreisgebiet. 1824/25 wurde das südliche Seitenschiff abgebrochen, nachdem zuvor noch 1809 der Turm auf das alte Fundament gebaut worden ist. Bemerkenswert an der ansonsten "schmucklosen" Kirche sind die fünf Glasfenster. Zwei davon sind mit den Darstellungen der Apostel Paulus und Matthias versehen.

Einigkeit in der Überlieferung besteht auch in der Frage der ersten Bewohner von Meiningsen. Das Dorf war der Stammsitz der in Soester Urkunden von 1200 bis 1462 häufig erwähnten Ministerialenfamilie Meininghausen. Die Meininghausener bekleideten in Soest frühzeitig angesehene Stellungen, oft als Bürgermeister. Ihrem Namen nach wurde das Dorf später benannt. Im Mittelalter wechselte die Dorfbezeichnung dann von Meninghusen über Meynynkhusen bis hin zu Meininchusen.

Mit letzter Sicherheit bis heute nicht geklärt ist die frühere Existenz einer Burg in Meiningsen. Nach 'örtlicher Tradition' soll in ältester Zeit südlich der Kirche eine Burg gestanden haben. An der gleichen Stelle ist bereits 1502 der 'Borghof' urkundlich festgehalten, hingegen ist von einer Burg nichts bekannt. Dennoch berichtet eine Urkunde aus dem Jahr 1472 von einem 'Burglehen zu Meiningsen', was auf die Nähe einer Burg schließen lassen könnte.

Auch die Anfänge der Schulgeschichte liegen im Dunkeln. Eine Aufzeichnung aus dem 17. Jahrhundert, in der die 'Lohnherren' von Meiningsen 1608 eine Schule einzurichten 'begehrten', ist der früheste Hinweis auf die Einrichtung des Schulwesens in Meiningsen. 1706 wird die Schule erstmalig im Kirchenbuch erwähnt. Das alte Gebäude wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts abgebrochen. 1822 entstand ein neues Küsterhaus mit Schulsaal, das später zweimal erweitert wurde, bevor 1896 mit dem Bau der neuen Schule, die heute noch der alten rechtwinklig gegenüberliegt, begonnen wurde.

Viele dieser Zahlen sind den Meiningsern ohnehin bekannt, oder werden ihnen per Tafel, beispielsweise vor der Kirche, täglich vor Augen geführt. Wie rührig einige Anwohner darüber hinaus in den Annalen nachschlagen, beweisen die frühzeitigen Bemühungen um die 800-Jahr-Feier. Und sollte die eine Quelle mit der ersten Urkunde aus dem Jahr 1276 recht behalten, wird in 99 Jahren eben zum zweitenmal der 800. Geburtstag gefeiert. Für die Feier am Wochenende sind die Vorbereitungen so gut wie abgeschlossen: Schließlich feiert man einen 800. Geburtstag nur einmal - oder?

aus: "Westfalenpost", 7. Oktober 1977

Quelle

  1. In: Soester Anzeiger vom 07.10.1977. Siehe Literaturverzeichnis.

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