Ursprung und Heimat des Geschlechts von Meiningsen (von Fritz Schulte) [1]

(Eine außerordentlich interessante und wichtige Forschungsarbeit des Herrn Lehrer Schulte in Meiningsen)

Im Jahre 1175 wird zum ersten Male mit Elbrecht von Menechuse das Geschlecht von Meininghausen urkundlich erwähnt. Es hat seinen Ausgang von dem noch im 18. Jahrhundert neben Meiningsen auch Meininghausen genannten Kirchdorf genommen. Dieses Meiningsen kommt urkundlich zum ersten Male 1177 [2] als Merinchusen vor.

Nach örtlichen Traditionen soll in ältester Zeit in Meiningsen eine Burg gestanden haben. Ältere Ortseingesessene wollen von Überresten alten Gemäuers, umgeben von Wassergräben, wissen, das um den Burghof- Borghof- gelegt war. Auf diesem Platze, auf dem die Burg gestanden hat, steht heute eins der ältesten Bauernhäuser unseres Dorfes, und man nennt diesen noch heute den Borghof. Urkundlich ist der Borghof im Jahre 1502 zum ersten Male erwähnt. Von einer alten Meiningser Burg ist in Urkunden nichts bezeugt. In einer Urkunde aus dem Jahre 1412 wird von einem Burglehen zu Meiningsen berichtet, was auf die Nähe einer Burg schließen lassen könnte.

Über den Besitz des Geschlechts von Meininghausen in Meiningsen wissen wir aus dem 13. Jahrhundert nur, daß die Brüder Konrad und Alexander von Meininghausen 1283 von dem Grafen Adolf von Berg mit Gütern bei der Kirche in Meiningsen und 1286 Konrads Gemahlin Reynoldis von demselben Grafen mit einem Hause bei dem Meiningser Kirchhofe belehnt wurde. Bei diesem Lehen handelt es sich also nicht um ein Ministeriallehen der Grafen von Arnsberg, in dessen Diensten wir das Geschlecht von Meininghausen in der ältesten Zeit antreffen.

Erst 1313 hören wir von einer Belehnung zweier Familienmitglieder in Meiningsen durch das Arnsberger Grafengeschlecht nach Ministerialrecht. Graf Wilhelm von Arnsberg belehnt den Sohn des Ritters Eberhard von Meininghausen mit einem Hofe und Margarete, Tochter des Knappen Konrad von Meininghausen mit einem halben Hofe. Einer dieser Höfe war der Burghof, der andere der Hoyvindhoff in Meiningsen. Als der Hoyvindhoff ist wohl der alte Schulzenhof in Meiningsen anzusehen.

Mit Sicherheit ist anzunehmen, daß der Ursprung des Geschlechts von Meininchusen in Meiningsen zu suchen ist. Um das Jahr 1280 wurde Alexander von Meininghausen Soester Bürger. Dieser Alexander dürfte als erster seines Geschlechtes in Soest Bürgerrecht erworben haben. Diese Einbürgerung ist insofern bemerkenswert, als die von Meininghausen das älteste in Soest eingebürgerte Geschlecht ritterbürtiger Herkunft ist und in mehreren Generationen dem Soester Rate Bürgermeister stellte. So bekleidet Dietrich von Meininghausen in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts sehr häufig das Bürgermeisteramt. Albert von Meininghausen kommt noch 1407 bis 1414 viermal als Soester Bürgermeister vor. Noch in einer Urkunde von 1462 erscheint Goswin von Meininghausen. Später kommt die Familie urkundlich nicht mehr vor. Das Geschlecht von Meininghausen war also im 14. und 15. Jahrhundert in Soest ratssässig und gehörte zu den reichsten Soester Familien. Der uns bekannte Brautschatz von 1000 Gulden, den Dietrich von Meininghausen im Jahre 1380 seiner Tochter Alvrat mit in die Ehe gab, spricht für Dietrichs glänzende Vermögenslage. Die Nachkommen des letzten in der Urkunde erwähnten Goswin von Meininghausen sind dann in Meiningsen Bauern geworden.

Die beiden ältesten Höfe sind zweifellos der Hoyvindhoff oder Schulzenhof mit dem Gericht und der Burghof. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts finden wir die von Pryns auf dem Schulzenhof. Johannes Pryns wurde nach dem Lehnsregister des Erzbischofs Dietrich von Köln im Jahre 1378 mit dem Hoyvindhoff so belehnt, wie ihn Ritter Konrad von Meininghusen einst von den Grafen von Arnsberg nach Ministerialrecht besessen hat.

Als zweites gräflich Arnsbergisches Lehen des Geschlechtes von Meininghausen ist der Burghof anzusehen. Nach einer Urkunde aus dem Jahre 1472 besaß Heinrich Droste durch seine Großmutter Alvrat Droste geb. von Meininghaus, also ein Urenkel des Soester Bürgermeisters Dietrich von Meininghausen (1351-1399), mehrere Morgen von einem Burglehen. Mit diesem Burglehen kann nur der Borghof gemeint sein.

Der Hoyvindhoff oder Schulzenhof wurde dann später als kurkölnisches Lehen zwischen den Hacken und Roden geteilt und kam dann als clevisches Lehen in den Besitz der Soester Familie von Dael. Nach dem Kataster von 1685 ist er im Besitz der Familie von Witten. Diese verkaufte ihn dann an den Ziesemeister Stute in Soest.

Der Sandershof oder Schwarzenkotten in Meiningsen war ursprünglich auch ein Lehnsgut der Arnsberger Grafen. Die Familie von Rodenberg wurde mit diesem Gute belehnt. Die heute noch gebräuchliche Bezeichnung Schwarzes Feld, womit die Gärten an der Kreisstraße gemeint sind, deuten auf den Schwarzenkotten hin. [Bemerkung von Dela Risse: Heute haben an diesem Platz unsere Meiningser Neubürger ihre Häuser gebaut].

Vom Jahre 1565 an bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts wurde der Schwarzenkotten von dem Inhaber des Schulzenhofes bebaut.

Auch die Familie Droste finden wir schon seit 1360 in dem Besitz von Gütern in Meiningsen. 1429 ist wegen der Schäferei ein Streit zwischen den Familien von Pryns und den Gebrüdern Droste zu Schweckhausen ausgebrochen. 1554 bekennt Just Droste tan Scheckhus, dem Schwarzen Kloster in Soest dreieinhalb Goldflorien jährlicher Rente aus seinem Anteil an dem Burghofe zu Meiningsen verkauft zu haben. Unter den Zeugen dieser Urkunde kommt auch Heinrich Aldegrever, der berühmte Soester Maler, Goldschmied, Prägschneider und Kupferstecher vor. Als Güter, die den Drosten in Meiningsen ganz oder teilweise gehörten, werden im Kataster von 1685 erwähnt: Linnenhof, Wilms, Lentze und Borghof.

Neben den Familiengeschlechtern der von Meininghusen, Pryns, Hacken, Roden und Drosten kommen auch frühzeitig die von Rump und von Linnen als Grundherren von Meiningsen vor. 1452 verkaufte Johann van Linnen, genannt von dem Broke, seinen Hof nebst dem Pfarrhofe und dem Vikarienhofe dem Soester Pilgrimhaus.

Der Hengsthof zu Meiningsen gehörte nach dem Kataster von 1862 dem Konrad Klipping als Erbherrn. 1741 starb der Mannesstamm aus. Von den sonstigen Höfen des Dorfes gehörte der Schäferhof dem Kloster Paradies, der Drostenhof der Kämmerei der Stadt Soest.

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In der Forschungsarbeit des Herrn Lehrer Schulte wird an einer Stelle gesagt, daß der Ritter Dietrich von Meiningsen seiner Tochter Alvrat im Jahre 1380 eine Morgengabe von 1000 Goldgulden gezahlt habe. Das war ein sehr erfreuliches Ereignis für den jungen Schwiegersohn. Nun ist bestimmt anzunehmen, daß dieser Ritter von Meininghausen, der doch ein sehr schlauer Mann gewesen sein muß, mit diesen 1000 Goldgulden nicht seinen ganzen Vorrat an Gulden aus dem Keller geholt hat. Es ist mit Fug und Recht anzunehmen, daß er noch drei- bis viermal soviel Gulden in seinem Keller vorrätig hatte. Für den derzeitigen Schwiegersohn, der, wie alle Schwiegersöhne, vorläufig ein ganz unbeschriebenes Blatt war, bedeutete ihm dies Auszahlen der 1000 Goldgulden gewiß eine sehr angenehme Überraschung, die sich auch in heutiger Zeit jeder Schwiegersohn gern gefallen ließe. Nun sage niemand mehr, daß in Meiningsen noch niemals etwas los gewesen wäre.

Es könnte nun die Frage auftauchen, wie denn dieser Ritter von Meininghusen an diese Goldgulden kam. Für das Brotgetreide, Gemüse und für seine Erbsen und Bohnen, die er evtl. nach Soest verkaufte, wird er das Geld kaum erhalten haben, denn er hatte ja dort auch Verpflichtungen. In der Stadt wurden damals die Ackergeräte, Wagen, Pferdegeschirre usw. hergestellt und auch die Tuche gewebt, so daß die Lebensmittelzufuhren höchstens gereicht haben, um diesen Bedarf zu bezahlen. Es wird auch noch niemand gehört haben, daß jemals in oder um Meiningsen Gold gegraben wurde.

Um 1200 gab es noch andere Möglichkeiten für die Gutsherren, Gold zu verdienen. Das westfälische Eichenholz war weltberühmt; wegen seiner Härte und Widerstandskraft für den Schiffsbau das beste Material. Es ist dokumentarisch bestätigt, daß aus Westfalen Schiffsbauholz nach Amsterdam, Schweden, Holland und sogar nach Spanien ausgeführt wurde. Zum Schiffsbau benötigte man Masten und Schiffsplanken aus Eichen-Stämmen und auch das Holz für den inneren Ausbau der Schiffe. Da vorstehende Länder nacheinander die Weltherrschaft besaßen, war der Bedarf an diesem Schiffsbaumaterial (Eichenholz) außerordentlich hoch.

Es wurde nur in Gold bezahlt, weil es Papiergeld und Banken noch nicht gab.

Der Transport dieser Hölzer wurde von der Fuhrmannszunft durchgeführt. Der Zunftmeister oder einer seiner Stellvertreter brachte nicht nur das Holz fort, sondern auch das Gold zurück. Man kann sich denken, daß die Angehörigen der Fuhrmannszunft damals außerordentlich verwegene Gesellen und ehrliche Leute waren. Die Hölzer wurden im Winter auf Schlitten oder kleinen Flößen über die Lippe und Ruhr transportiert.

Infolge dieser Tatsachen ist anzunehmen, daß der Ritter von Meininghausen auf diese Art und Weise seine Geschäfte machte. Eichenbäume hatte er ja in und um Meiningsen mehr als genug. Das Dorf Meiningsen erstreckte sich zu damaliger Zeit über die ganze Haar hinweg bis ins Möhnetal hinunter und bis zu dem heutigen Ostönnen. Es müssen also mehr als 10000 oder 20000 ha gewesen sein. Sämtliche Dörfer, die mit „ingsen“ enden und damals noch gar nicht vorhanden waren, stehen auf ehemaligem Meiningser Grund und Boden.

Die Seefahrer brauchten auch eine Menge Segeltuch und Stricke, die aus Hanf hergestellt werden. In der Gegend von Soest gedieh der Hanf gut.

Ebenso waren Leder und Felle für die Bekleidung der Soldaten sehr gefragt, und wir wissen, daß in der Umgebung von Soest und Meiningsen große Rinder- und Schafherden gehalten wurden.

Die Forschungsarbeit zeigt auch weiterhin die Tatsache auf, daß das Dorf Meiningsen mit Soest auf Gedeih und Verderb verbunden war, weil später ein Herr von Meininghusen und dessen Nachfolger Soester Bürger wurden und auch Jahrzehnte hindurch den Bürgermeister stellten. Man kann dieses Verhältnis als ein außerordentlich gutes bezeichnen. In anderen Gegenden unserer westfälischen Heimat war dieses Verhältnis längst nicht so günstig. Oft wurden Städte von Rittern belagert und durch Aushungerung zur Übergabe gezwungen. In anderen Fällen hat sich irgendeine Stadt ein Rittergut durch Belagerung angeeignet. Nicht nur in unserer engeren Heimat, sondern in der ganzen Welt waren die Zustände so verworren.


Meiningsen bei Soest, Inhaltsübersicht.

Quellen

  1. Schulte, Fritz: Ursprung und Heimat des Geschlechts von Meiningsen. In Wedding, Josef: Meiningsen bei Soest. Meiningsen 1950. Siehe Literaturverzeichnis.
    Fritz Schulte war von 1937 bis 1968 Lehrer in Meiningsen.
  2. Anmerkung von A. Heymann: Nach Meinung von Dr. August Meininghaus ein Irrtum. Siehe:
    Meininghaus, August: Die älteste Erwähnung Meiningsens bei Soest und Meininghausens bei Voerde i. W.: eine Berichtigung. Siehe Literaturverzeichnis.

Siehe auch (in H2)