Pfarrer Dr. Frank Stückemann

Dr. Frank Stückemann war seit 1991 Pfarrer in Meiningsen. Zum 1. November 2017 schied er aus gesundheitlichen Gründen aus seinem Amt. Was das für unsere Kirchengemeinde bedeutet, ist unklar. Der Soester Anzeiger berichtete am 02. November ausführlich.

Dr. Frank Stückemann29.05.2016

Pfarrer Dr. Frank Stückemann bei einer Konzertveranstaltung in der St. Matthias Kirche.

Dr. Frank Stückemann09.02.2009

Dr. Frank Stückemann kurz nach seiner Promotion.

Frank Stückemann23.05.1999

In dringenden Fällen kann die E-Mail-Adresse von Dr. Frank Stückemann in unserer Redaktion erfragt werden.

23.12.1999

Frank Stückemann08.05.2005

Pfarrer Frank Stückemann bei der Ausübung seines Amtes in der St. Matthias Kirche Meiningsen

Frank Stückemann beim Predigen20.08.2006

So beschreibt sich Dr. Frank Stückemann selbst: [1]

Geboren am 3. April 1962 in Bielefeld als erstes Kind der Eheleute Günter und Helga Stückemann, geb. Manneck; aufgewachsen in Jöllenbeck, wo die Familie des Vaters seit vier Generationen ansässig ist. Die Familie der Mutter stammt aus Ostpreußen, Kirchspiel Goldberg, Gemeinde Tapiau, Kreis Wehlau; 1944 von dort vertrieben wie schon 1832 die Vorfahren aus Salzburg nach dort.

1972 Umzug nach Brühl im Rheinland; der Vater war aus dem höheren Dienst bei der IKK Bielefeld zum Bundesverband der Innungskrankenkasse gewechselt. Das liberale Luthertum der dortigen Gemeinde, insbesondere mein Konfirmator, Pfr. Wolf-Rüdiger Ilges, haben meine weitere Entwicklung geprägt. Ich erlebte eine gute Jugendarbeit und Erwachsenenbildung, arbeitete mit im gottesdienstlichen Lektorendienst, im Gottesdiensthelferkreis und nahm an einer Jugendfreizeit auf den Spuren des Paulus in Nordgriechenland und auf der Insel Samothrake teil. Der Berufswunsch des Pfarrers entstand.

1978 kehrte die Familie nach Jöllenbeck zurück; mein Vater war zum stellvertretenden Direktor, später zum Direktor der AOK Warendorf gewählt worden. Am humanistischen Bielefelder Ratsgymnasium machte ich 1981 das Abitur und studierte anschließend Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität zu Münster. Die Schwerpunkte meines Studiums lagen auf den Fächern Altes Testament, Kirchengeschichte, Systematik, christliche Kunst und Archäologie. Von den Hochschullehrern sind mir der Alttestamentler Prof. Dr. Hans Peter Müller und der Judaist Dr. Dr. Frieder Lötzsch unvergessen.

1987 absolvierte ich das Erste Theologische Examen vor dem Prüfungsausschuß der Westfälischen Landeskirche, nach dem Vikariat in der Kirchengemeinde Herne-Baukau das Zweite Theologische Examen im Jahre 1989. Anschließend kam ich als Pastor im Hilfsdienst in die Kirchengemeinde Olfen-Seppenrade im südlichen Münsterland, wo ich am Sonntag Estomihi 1990 von Superintendent Norbert Beer, Pfr. Hans-Jürgen Witt und Pfr. Dr. Dr. Frieder Lötzsch ordiniert wurde. Letzterer traute mich auch in der Jöllenbecker Marienkirche am 6.1.1990 mit meiner inzwischen geschiedenen Frau Anita, geb. Dilger. Am 25.10.1990 wählte mich das Presbyterium der Kirchengemeinde Meiningsen einstimmig zum Pfarrer als Nachfolger meines am 30.9.1990 pensionierten Vorgängers Friedhelm Krüger. Aufgrund der Pfarrhausrenovierung wurde ich erst am 1.4.1991 in mein Amt eingeführt.

Als herausragende Ereignisse meiner inzwischen fast zehnjährigen pfarramtlichen Tätigkeit in der Kirchengemeinde Meiningsen möchte ich folgende benennen:

1991 wurde das kupfervergoldete Abendmahlsgerät der Kirchengemeinde aus dem 16. Jahrhundert renoviert.

1992 wurde die Feier der Osternacht mit anschließendem Frühstück eingeführt. Im selben Jahr ließ das Presbyterium das barocke Abendmahlsbild renovieren und, da es auf der Mensa des jetzigen Altares keinen Platz finden konnte, in den Altar aus Eichenholz aus dem 19. Jahrhundert im südlichen Seitenschiff der Kirche aufstellen.

Am 24.2.1993 wurde erstmals der Kirchenpatron Matthias mit einem Abendmahlsgottesdienst und anschließendem Grünkohlessen gefeiert. Diese Feier ist in Meiningsen zu einer festen Tradition geworden.

Im Mai 1993 fand ein ökumenischer Gottesdienst in Günne zum Gedenken an den fünfzigsten Jahrestag der Möhnekatastrophe statt. Zeitgleich gedachte die anglikanische Kirchengemeinde in Bamford/Mittelengland der Opfer dieser Bombardierung. Aus einem anschließenden Telefonat mit meinem anglikanischen Amtsbruder Nigel Gower entwickelte sich 1994 ein Austausch von Delegationen beider Kirchengemeinden in jährlichem Wechsel. 1996 wurden die Glocken der St.-Matthias-Kirche von bislang gekröpften Stahljochen auf gerade Joche aus Eichenholz umgehängt und der Glockenstuhl bei dieser Gelegenheit verstärkt; das Läuten per Hand wurde als gute Tradition beibehalten.

Im Oktober 1997 konnte die zum Gemeindehaus umgebaute ehemalige Schule eingeweiht werden. Sie wurde nach dem Meiningser Pfarrer und späteren Soester Superintendenten Viktor Raabe (1864-1942) benannt. Der leicht gekürzte Festvortrag zum Gedenken an diesen geradlinigen Mann, der auch in schwieriger Zeit sein Amt in klarer und vorbildlicher Weise führte, ist abgedruckt in den Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Heimatpflege Soest 28 (Dez. 1998), S. 39-48 [2].

Die Trennung meiner Frau im Februar 1998 und die Konsequenz der Scheidung im Mai 2000 bedeuteten für mich einen schmerzlichen Einschnitt. Ich habe indessen die Erfahrung machen dürfen, dass nicht nur der Pfarrer die Sorgen und Nöte seiner Gemeindeglieder trägt, sondern umgekehrt auch in einer persönlichen Krise von seiner Gemeinde getragen wird. Das einmütige Votum des Presbyteriums für eine Weiterbeschäftigung meiner Person empfand ich wie eine Wiederwahl und eine große Verpflichtung.

Im Jahre 2000 konnte die Günner Auferstehungskapelle einen neuen Innenanstrich bekommen; ferner wurden umfangreiche Reparaturmaßnahmen am Pfarrhaus in Angriff genommen, die durch unsachgemäße Behandlung des Ständerwerkes im Zuge der Renovierung 1990/91 notwendig geworden waren.

Im Februar 2001 besuchte erstmals ein Chor der Evangelischen Kirchengemeinde Rhein aus den Masuren unsere Gemeinde. Der Besuch war durch persönliche Kontakte zu meinem Amtsbruder Jan Neumann in den Jahren 1999 und 2000 ermöglicht worden. Es eröffnet sich unserer Kirchengemeinde die Möglichkeit einer zweiten Partnerschaft bei dem östlichen Nachbarn Polen. Erleichtert wird diese Beziehung nicht nur durch die beiden Gemeinden gemeinsame Augsburger Konfession, sondern auch durch die Tatsache, dass viele Gemeindeglieder in Rhein der deutschen Sprache mächtig sind. Ökumenische Beziehungen auf der Ebene von Kirchengemeinden sind Ausnahmen, zumal solche nach Osteuropa. Sie sind ein hohes Gut, das gepflegt werden will. Was mit unseren Freunden aus Bamford möglich wurde, wünsche ich mir auch mit unseren neuen Freunden aus Rhein: Die leidvolle Geschichte zu überholen und in ein Verhältnis des kulturellen Austausches und wechselseitigen Verstehens zu kommen. Nur so können Vorurteile abgebaut und kann eine Wiederholung von Fehlern aus der Vergangenheit vermieden werden.

Abschließend fasse ich zusammen: Ich darf über einen Zeitraum von nunmehr fast zehn Jahren auf eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Presbyterium, den Mitarbeitern und Gemeindegliedern, aber auch den ortsansässigen Vereinen zurückblicken. Die ökumenischen Kontakte nicht nur zu den Gemeinden unserer römisch-katholischen Schwesterkirchen, sondern auch zu den beiden Gemeinden in Bamford und Rhein sind außerordentlich. Sie belegen, dass eine Gemeinde, deren Kirche und Kapelle durchaus noch im Dorf geblieben sind, nicht als provinziell und geistig beschränkt angesehen werden kann. Gerade die Bodenständigkeit und das Wissen um die eigene Identität, die je besonderen Traditionen und den allen gemeinsamen einen Herrn befähigen zu Weltoffenheit, Gastfreundschaft und Frohsinn. Möge dies auch weiterhin so bleiben!

Anmerkung der Redaktion: Seit dem Jahr 2001 hat sich im Leben von Pfarrer Dr. Frank Stückemann einiges getan und deshalb hier eine kurze Ergänzung dieser Beschreibung:

2009 Promotion über den westfälischen Landpfarrer und Aufklärer Johann Moritz Schwager (1738-1804), weitere Veröffentlichungen zu und über diesen sowie über Aufklärung in Westfalen. Literatur-, kunst- und geistesgeschichtliche Studien, Übersetzungen französischer und englischer Lyriker des fin de siècle, sporadisch Publikation eigener Gedichte. Genaueres zeigt die folgende beeindruckende Bibliographie seiner Werke.

Frank Stückemann: Johann Moritz SchwagerBielefeld 2009

Zum 1. November 2017 schied Dr. Frank Stückemann aus gesundheitlichen Gründen aus seinem Amt. In einem denkwürdigen Gottesdienst nahm er von seiner Meiningser Kirchengemeinde Abschied.

Quellen

  1. Risse, Dela: Meiningsen im Wandel der Zeit. Herausgegeben von Norbert Wex. Veröffentlichung des Stadtarchivs Soest - Heft 23. Meiningsen 2001.
  2. Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Heimatpflege Soest, 28 (Dez. 1998), S. 39-48. Siehe Literaturverzeichnis.

Siehe auch